Kuh
Ein paar Kühe und viel Mühe: die Landwirtschaft im Schwarzwald
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Als der Schwarzwald vom achten Jahrhundert an besiedelt wurde, geschah das vor allem aus dem Grund, neue Gebiete für die Landwirtschaft zu erschließen. Außerdem wurden verschiedene Bodenschätze abgebaut. Allerdings war die Landwirtschaft das Element, das sich in der gesamten Region sichtbar ausbreitete. Da die Erfindung des Pfluges zu jener Zeit dazu führte, auch auf schwierigeren Böden Ackerbau zu betreiben, konnte sich die Landwirtschaft fortan in Gebiete ausdehnen, die ihr zuvor verwehrt geblieben waren, vor allem Höhenlagen, wie sie für den Schwarzwald typisch sind.
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Die Höfe im Schwarzwald wurden nicht auf den Berggipfeln, sondern an den Hängen erbaut, was verschiedene Gründe hatte. Zum einen war in Hanglagen die Belastung durch Stürme und Schneeverwehungen im Winter geringer, zum anderen befand sich der Hof dadurch näher am Wasser, denn an den Hängen gibt es oftmals Quellen. Im Tal war es wiederum zu nass, da dort ein Bach fließt, der nicht selten zur Schneeschmelze deutlich anschwillt.
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Einen Vorteil hat der Bach allerdings. Er bewässert die Wiesen im Tal, sodass die Bauern hierdurch geeignetes Heu aus dem üppigen Gras gewinnen konnten.
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Charakteristisch für die Landwirtschaft im Schwarzwald ist vor allem das braunweiße Rind der Sorte »Hinterwälder«, das auch als »Hirschvieh« bezeichnet wird. Man erkennt es am weißen Kopf. Diese Rasse ist bestens an die Verhältnisse im Mittelgebirge angepasst und kommt daher gut mit den kargen Böden des Schwarzwaldes zurecht. Die Tiere haben feste Klauen, wodurch sie an steilen Hängen grasen können. Ihr Darm ist relativ lang, dadurch sind die Hinterwälder Rinder in der Lage, ihr Futter optimal zu verwerten. Ihre Körper sind im Vergleich zu anderen Rassen recht klein, eine Kuh bringt bis zu 420 Kilogramm auf die Waage, ein Bulle bis zu 800 Kilogramm.
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Erstaunlicherweise war die Rinderrasse schon fast verschwunden. Erst seit den Siebzigerjahren bemühen sich die Landwirte im Schwarzwald, den Bestand wieder zu vergrößern. Neben den Rindern gab es viele andere Tiere auf den Höfen, nämlich Schweine, Hühner, Ziegen und Schafe. Auch Pferde wurden gehalten, die man für die schwere Feldarbeit benötigte.
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Die Weiden für die Kühe liegen zumeist oben am Berg. Auf halber Höhe befinden sich nämlich die Felder für den Ackerbau. Diese wurden im Schwarzwald in der Regel im sogenannten »Fruchtwechsel« genutzt, das heißt, man baute nicht jedes Jahr dieselben Nutzpflanzen an. So wurde mal Roggen und anderes Getreide ausgesät, mal waren es Kartoffeln. In manchen Jahren wurden die Felder als Weiden benutzt, um sie vom Vieh düngen zu lassen. Bei den Getreidesorten dominierte der Roggen, da er besser gegen Kälte gefeit ist als Weizen oder Gerste.
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Die Schwarzwaldbauern arbeiteten meist für den Eigenbedarf, sodass auf einem Hof nahezu alles gefertigt wurde, was man brauchte. Es gab eine Säge für die Holzverarbeitung, die wie auch die Getreidemühle mit Wasserkraft angetrieben wurde. Das Getreide wurde zu Brot gebacken, was oft außerhalb des Hautgebäudes in einer gesonderten Backküche geschah. Da auch hier sparsam gearbeitet werden musste, gab es nur einen Tag im Monat, an dem gebacken wurde, und dann auch mehrere Brote auf einmal, um das Feuerholz optimal zu verwerten.
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Da die Landwirtschaft in früheren Zeiten keinen Gewinn abwarf, versuchten sich die Bauersleute schon immer an weiteren Arbeiten, um ein bisschen Geld einzunehmen. Vor allem die Uhrmacherei zählt zu diesen Tätigkeiten. In der heutigen Zeit setzen viele Höfe auf den Tourismus. So kannst Du im Schwarzwald wunderbar Urlaub auf dem Bauernhof machen, zumeist in Nebengebäuden, die extra für Feriengäste ausgebaut worden sind.
Das folgende Video zeigt eindrücklich den Aufbau eines Schwarzwaldhauses am Beispiel des Ebenemooshofes. Planet Schule – Aufbau eines Schwarzwaldhofes
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Wie das Leben auf dem Schwarzwaldhof vor hundert Jahren aussah, kann man hier nachlesen: Planet-Wissen - Alltag vor 100 Jahren
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Viel Wissenswertes über die Landwirtschaft im Schwarzwald gibt es hier zu lesen: Naturpark-Schwarzwald - Landwirtschaft im Schwarzwald